Künstliche Intelligenz – Menschliche Roboter

Kaum ein Thema fasziniert uns Menschen so sehr wie künstliche Intelligenz. In Filmen oder Büchern ist die Thematik omnipräsent. Auch in der Realität wurden in den vergangenen Jahren auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz bedeutende Fortschritte gemacht. Was ist künstliche Intelligenz überhaupt? Was sind Roboter schon zu leisten im Stande? Technik-Buddy gibt einen Überblick.

K.I. in der Fiktion: Der Mensch als Sklave?

Einher mit der großen Faszination für die Thematik geht auch eine tief verwurzelte Angst vor künstlichen Wesen, die uns womöglich überlegen sein könnten. Ob „Terminator“ oder in jüngerer Vergangenheit „Transcendence“ mit Johnny Depp:  Kaum ein Film über künstliche Intelligenz bedient sich nicht des typischen Musters, bei dem die menschliche Rasse schlussendlich einen finalen Kampf gegen eine überlegene Intelligenz führen muss. Neben der ganz grundsätzlichen Angst vor Neuem könnte dabei vor allem eines eine Rolle spielen: Die schon in biblischen Geschichten verarbeitete Warnung vor der menschlichen Hybris. Ganz wie beim Turmbau von Babel bleibt auch bei der künstlichen Intelligenz das diffuse Gefühl, das „Gott spielen“ könnte uns letztlich teuer zu stehen kommen.

Selbst auf Seiten der Wissenschaft gibt es immer wieder kritische Stimmen. Der bekannte britische Physiker Stephen Hawking warnte in einem Interview mit BBC im Jahr 2014 mit ungewöhnlicher Schärfe vor den nicht abschätzbaren Risiken echter künstlicher Intelligenz. Angesprochen auf seinen von Intel entwickelten Sprachcomputer sagte er, die Entwicklung künstlicher Intelligenz könnte das Ende der Menschheit bedeuten. Hintergrund der Frage war, dass sein zur Verständigung genutzter Sprachcomputer auf eine simple Form künstlicher Intelligenz zurückgreift.

Künstliche Intelligenz – was ist das überhaupt?

Bevor darüber gesprochen werden kann ob es sie denn schon gibt, muss erst einmal geklärt werden was es ist, wovon gesprochen wird. Und genau diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Deutlich wird das bereits bei der Überlegung, was eigentlich „klassische“ Intelligenz ist, und wie man diese misst. Eine klare, einheitliche Definition gibt es dafür nicht. Viele Definitionen künstlicher Intelligenz enden damit in einer Sackgasse, beziehen sie sich doch immer wieder auf das selbst nicht eindeutige Konstrukt der klassischen Intelligenz. In gewisser Weise also eine zirkuläre Argumentation!

Abseits der Frage, was künstliche Intelligenz ist, hat sich schon 1950 ein Mathematiker darüber Gedanken gemacht, wie man sie denn messen könnte. In seiner Veröffentlichung „Computing Machinery and Intelligence“ stellte er die damals revolutionäre Frage „Could a computer think?“. Mit dem von ihm erdachten Turing-Test soll diese Frage beantwortet werden können. Dabei werden einer Maschine und einem Menschen von einem Interviewer schriftlich Fragen zu allen möglichen Themengebieten gestellt. Der Interviewer sieht nicht mit wem er kommuniziert. Kann er anhand der Antworten nicht unterscheiden was Mensch und was Maschine ist, gilt die Maschine laut Turing als intelligent.

Eine Frage die der Test allerdings nicht beantwortet: Kann bei einer laut Turing-Test intelligenten Maschine schon von einem Bewusstsein gesprochen werden? Ist sie sich ihrer also „selbst bewusst“? Für die künstliche Intelligenz ist diese Frage durchaus von zentraler Bedeutung. So kann bei einem Schachcomputer noch nicht von künstlicher Intelligenz im Sinne eines sich bewussten Systems gesprochen werden. Dieser lernt lediglich mittels Algorithmen die Spielzüge und entsprechende Reaktion – ein Gebiet der Logik, das Computer zu kopieren imstande sind.  Ob es überhaupt möglich ist, dass eine künstliche Intelligenz ein eigenes Bewusstsein entwickelt und wie sich das letztendlich feststellen lässt – all das sind spannende Fragen die hoffentlich in den kommenden Jahrzehnten beantwortet werden können.

Anonymer Chat mit anderen Menschen oder mit einem Computer ist die Frage.

Malen, Go und autonomes Fahren: Was künstliche Intelligenz schon kann

Mit dem Auto zur Arbeit fahren und dabei gemütlich die Zeitung lesen – das könnte schon bald Wirklichkeit werden. Möglich machen es selbstfahrende Autos, die auf künstliche Intelligenz zurückgreifen. Neil Jacobstein, Experte für künstliche Intelligenz an der Stanford University, sagte in einem Interview mit tagesschau.de jüngst, dass er sich sicher ist, dass selbstfahrende Autos kommen werden. Und tatsächlich ist die Forschung auf diesem Gebiet bereits weit fortgeschritten. Immer wieder sind selbstfahrende Fahrzeuge, die gerade in den USA ihre Runden drehen, in den Medien. Denn dort ist es autonomen Fahrzeugen mit einer Sondergenehmigung bereits seit vergangenem Jahr gestattet auf öffentlichen Straßen unterwegs zu sein. Negative Schlagzeilen machte dabei Google, als eines ihrer Fahrzeuge Anfang dieses Jahres in einen Unfall mit einem Bus verwickelt war.

Vor einigen Monaten ging eine andere Schlagzeile über Google weltweit durch die Presse: Zum ersten Mal war es einem Computer gelungen, einen professionellen Go-Spieler zu besiegen. Bereits zuvor meisterten Computer das Schachspiel und auch einfache Computerspiele – an der Komplexität von Go scheiterte jedoch bislang jedes System. Das Besondere am traditionellen chinesischen Brettspiel Go: es ist so komplex, dass mehr Positionen möglich sind, als es Atome im gesamten Universum gibt. Der von Google entwickelte Computer „AlphaGo“ besiegte den professionellen Spieler Fan Hui unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit 5 zu 0 Siegen, wie das Unternehmen auf seinem Blog mitteilte. Ein im März öffentlich stattfindendes Duell zwischen „AlphaGo“ und dem koreanischen Go-Spieler Lee Sedol endete ebenfalls mit einem klaren Sieg der Maschine.

Zwei weitere revolutionäre Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz sind vielleicht sogar noch einmal spannender. Denn im Gegensatz zu Go, was auf einem sehr komplexen Level „nur“ auf Logik basiert, geht es hierbei um eine zutiefst menschliche Domäne: Kunst und Kreativität. Im April dieses Jahres wurde ein neuer, unbekannter Rembrandt vorgestellt. Gemalt wurde das unter dem Titel „The Next Rembrandt“ vorgestellte Bild allerdings nicht vom niederländischen Künstler selbst, sondern von einem Computer-Programm. Das aus einer gemeinsamen Initiative von unter anderem J. Walter Thompson Amsterdam sowie Microsoft entstandene Programm analysierte dafür 18 Monate lang die Werke Rembrandts. Entstanden ist so ein für den Laien nicht von einem Original zu unterscheidendes, eigenständiges Werk als 3D-Druck.

Und auch als Drehbuchautor hat sich eine künstliche Intelligenz schon bewiesen. Das Drehbuch des Kurzfilms „Sunspring“ wurde eigenständig von einem Computer geschrieben. Selbst die zugehörigen Regieanweisungen stammen von dem Programm namens „Benjamin“. Möglich machten das Regisseur Oscar Sharp sowie Ross Goodwin, der an der New York City University zu künstlicher Intelligenz forscht. Dem Algorithmus wurden dafür etliche Drehbücher aus vergangenen Jahren eingespeist, wodurch er lernte ein eigenständiges Werk zu kreieren.

Fazit

Ich persönlich finde das Thema rund um künstliche Intelligenz unheimlich spannend. Auf der einen Seite geht es dabei natürlich um Erfindungen, die unser Leben weiter vereinfachen werden. Viel spannender finde ich aber die philosophische Seite des Ganzen. Denn durch künstliche Intelligenz können wir viel über uns selbst und die Funktionsweise unseres Bewusstseins lernen. Bei einem kühlen Bier mit einer Maschine über das Leben philosophieren – das hätte doch was, oder?

Wer sich ebenfalls für das Thema der künstlichen Intelligenz interessiert, aber nicht direkt zu einem wissenschaftlichen Lehrbuch greifen möchte, dem empfehle ich wärmstens den Film „Ex Machina“, der vergangenes Jahr in den Kinos lief. Abseits der sonst typischen Endzeitszenarien bietet der Film eine erfrischend andere und differenzierte Sicht auf die Thematik der künstlichen Intelligenz. Den weiter oben angesprochenen Turing-Test werdet ihr übrigens auch im Film wiederfinden.

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